Vor mehr als 60 Jahren nahm der Heimatkreis Schlawe seine wichtige Arbeit auf, Menschen und Familien nach Flucht und Vertreibung wieder zusammen zu führen sowie das Kultur- und Geschichtserbe des Kreises Schlawe zu erhalten. Inzwischen stellen die Jahrzehnte dieser Arbeit bereits eine eigene Geschichte dar, die es Wert ist, beschrieben und bewahrt zu werden. Aus diesem Grunde soll hier über das Wirken des Heimatkreises Schlawe sowie der daran besonders beteiligten Personen berichtet werden.
Als Männer der ersten Stunde, die bereits früh nach dem Verlust der Heimat zu wichtigen und anerkannten Ansprechpartnern ihrer Schlawer Landsleute wurden, zählen u. a.:
Dr. Carl Wiggert (1903-1983), der letzte Landrat des Landkreises Schlawe, und Willy Stübs (1890-1964), der letzte Bürgermeister der Stadt Schlawe.
Vorsitzende des Heimatkreisausschusses Schlawe | |
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Dr. Carl Wiggert | 1961-1977 |
Ernst Hubert von Michaelis | 1977-1989 |
Siegfried Gosch | 1989-1993 |
Dieter Schwarz | 1993-1999 |
Harald Ratunde | 1999 |
Gerhard Krüger | 1999-2005 |
Mathias Sielaff | seit 2005 |
Doch es können nicht allein die Namen der Vorsitzenden Erwähnung finden. Zahlreiche Männer und Frauen leisteten in den vergangenen Jahrzehnten und bis heute engagiert und ehrenamtlich ihren oft sehr unterschiedlichen persönlichen Beitrag für den Kreis Schlawe. Dabei ist es unerheblich, ob sie ihren eigenen Schwerpunkt auf die sozialen Bereichen, wie z. B. der Zusammenführung von Familien und des Kulturgutes legten oder ob sie als Heimat- und Familienforschern die geschichtlichen Aspekte in den Vordergrund stellten. Sie alle trugen und tragen dazu bei, dass auch nach 1945 eine Schlawer Identität fortbestehen konnte.
Von ihnen soll an dieser Stelle berichtet werden. [Text folgt…]
Noch bereits gegen Ende der 1940er Jahre organisierten die vertriebenen Pommern in Westdeutschland erste Großtreffen, die wiederum zur Bildung einer Reihe von Zentren führten, in denen sich auch die Landsleute aus dem Kreis Schlawe zusammenfanden. Daraus entwickelten sich in der 1950er in verschiedenen Regionen erste eigenständige Schlawer Treffen, die später zu einer gemeinsamen Veranstaltung regelmäßig stattfindenden Kreistreffen zusammengefasst wurden. Nach der Übernahme der Patenschaft durch den Ennepe-Ruhr-Kreis wurden diese zentralen Treffen als Patenschaftstreffen weitergeführt.
Patenschaft
Die Übernahme der Patenschaft des Ennepe-Ruhr-Kreises über den Landkreis Schlawe ist auf die Initiative von Dr. Carl Wiggert, dem letzten Landrat des Landkreises Schlawe, sowie Paul Lawrenz (1885-1972), dem früheren Amtsvorsteher des Amtsbezirks Segenthin, zurückzuführen. Der Bitte auf Übernahme der Patenschaft lag das Bemühen zugrunde, mit Unterstützung des Ennepe-Ruhr-Kreises den Heimatgedanken und das kulturelle Gut wachzuhalten. Seit dem Bestehen der Patenschaft vertritt der aus der Mitte der Bewohner des früheren Landkreises Schlawe bestimmte Heimatkreisausschuss die Interessen gegenüber dem Patenkreis.
Kulturarbeit
Schlawer Kulturgut wird bisher nur in privater Initiative gesammelt, eine Heimatstube existierte nur für kurze Zeit. Erste Materialien wurden 1964 vom früheren Bürgermeister der Stadt Schlawe und Verantwortlichen der Heimatkartei Willy Stübs sichergestellt. In den 1970er Jahren verhandelte der Heimatkreisausschuss über Räume für die Heimatstube im neuen Kreishaus des Patenkreises Ennepe-Ruhr. Bei Heimattreffen wurde zur Meldung von Kulturgut für die Heimatstube aufgerufen. Außerdem bestand eine Privatsammlung zum Kreis Schlawe von Paul Stüwe in St. Augustin, die 1990 zu einer Heimatstube ausgebaut werden sollte. Das Archiv, geführt von Ernst H. von Michaelis, ist heute in der Dokumente-Sammlung des Gottfried-Herder-Instituts in Marburg untergebracht.
Mehrere Bücher über und aus dem Kreis wurden in Zusammenarbeit mit oder vom Heimatkreis Schlawe herausgegeben. Darunter u. a.
Manfred Vollack, Der Kreis Schlawe, Band I „Der Kreis als Ganzes“, 1986
Manfred Vollack, Der Kreis Schlawe, Band II „Die Städte und Landgemeinden“, 1989
Eine über die Kriegswirren gerettete Glocke der Gemeinde Schlawin hat 1983 auf Betreiben und Bitten von Paul Lawrenz einen würdigen Standort im Eingangsbereich des Kreishauses in Schwelm gefunden.
1995 wurde an der Marienkirche in Schlawe eine Gedenktafel in deutscher und polnischer Sprache angebracht: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Zum Gedenken an alle Toten in Schlawe.“
Viele der hier beschriebenen Informationen über den Heimatkreis Schlawe stammen aus dem Buch:
DIE POMMERSCHEN HEIMATKREISE 1945-1995 – 50 Jahre Arbeit für Pommern
Hrsg. Pommersche Kreis- und Städtetag, Lübeck 1998